Kommentar

Nachdem sich die Bezeichnung E-Book für elektronische Titel etabliert hat, lag es nahe, den Gedanken des Buches auch in der Ausgestaltung der Reader-Software abzubilden. Eigentlich sollte man schmunzeln, wenn man sieht, wie hier optisch und akustisch virtuell geblättert wird, wie die Titel in Regalen lagern, bei älterer Software stellenweise noch in Holzdekor. Die großen Player, die mittels Wirtschaftsmacht die gewachsene Struktur des Buchmarkts spalten und lösen wollen, treten so erst im zweiten Schritt ins Bewusstsein. Es erinnert an die Zeit der Inkunabeln, der Wiegedrucke, die auch versuchten, ihre technisierte Entstehung zu verschleiern, indem sie sich wie Handschriften gaben. (vgl. z. B. Valerius Maximus von Peter Schöffer >>>)

Bei diesem Vergleich sollte aber nicht außer Acht gelassen werden, dass der Weg von der Handschrift zum Druck fundamentalen Charakter aufweist; die Tür zur technischen Reproduzierbarkeit von Information war aufgestoßen; Inhalte standen von nun an dem großen Publikum zur Verfügung. Die E-Inkunabeln sind dem Übergang zur identischen Reproduzierbarkeit geschuldet, die sich eben auch durch das Defizit des Fehlens von Körperlichkeit auszeichnet.

Es wird nicht allzu viel Zeit vergehen, dann wird die Blüte der proprietären Lesesysteme überdauert sein und browsergestützte Lesesysteme werden systemunabhängig das Lesen jeglicher E-Books ermöglichen. Mit meiner Hoffnung, dass damit auch das unseriöse, ja regelrecht obszöne Ausspionieren des Lesers (vgl. z. B. hier >>) ein Ende findet, möchte ich diesen Kommentar schließen.